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Sa. 11. bis Di. 14.07.2020
Schladminger Tauern

Tag 1. Auf den Weg machen:
Viele Veranstaltungen mussten dieses Jahr bedingt durch Covid-19 abgesagt oder verschoben werden. Auch die Bergtage+ 2020 standen lange Zeit auf sehr wackeligen Beinen. Umso mehr freut es mich heute, rückblickend davon berichten zu können.
Am Samstag dem 11. Juli war es soweit und 16 bergbegeisterte junge Oberösterreicher*innen machten sich von allen Richtungen kommend zeitig auf den Weg, um pünktlich den 11:00 Uhr Bus von der Talstation Hochwurzen (Schladming) zur Ursprungalm im Preuneggtal zu erreichen. Nach kurzer Einkehr machten wir uns bei regnerischem Wetter auf den Weg zur Oberhütte. Auf dem Weg begrüßten uns neben einigen Kälbern und Kühen auch einige Bergsalamander, die sich im strömenden Regen sichtlich wohler fühlten, als die zum Teil bis auf die Unterwäsche durchnässten Bergfreund*innen. Nach 400 Höhenmeter im Aufstieg erwartete uns an diesem Tag noch der steile Abstieg (200Hm) durch das „Brotrinnl“ zur Oberhütte am See (Salzburger Anteil der Schladminger Tauern). Durchnässt wurden wir von Familie Oberkofler in Empfang genommen. Der großzügig angelegte Kachelofen in der Gaststube sowie ein beheizter Schuhständer in der Garderobe ließen uns neue Hoffnung auf eine trockene Fortsetzung der Wanderung am darauffolgenden Tag schöpfen. Verwöhnt mit kulinarischen Gaumenfreuden fiel es schließlich nicht schwer die Strapazen des ersten Tages zu vergessen. Mit einer gemütlichen Kennenlernrunde, Spielen und Gesang, stimmten wir uns ein auf die kommenden gemeinsamen Tage in der Bergwelt der Schladminger Tauern.

Tag 2: Gemeinsam auf dem Weg
Nach einer zum Teil von Obertönen begleiteten ersten Nacht im gemeinsamen Lager machten wir uns nach ausgiebigem Frühstück gegen 8:30 Uhr auf den Weg zum nächsten Ziel, der Keinprechthütte am Talschluss des Rohrmooser Obertals. Begleitet von umherziehenden Nebelschwaden führte uns der erste Anstieg auf den Sattel zwischen Steirischer und Lungauer Kalkspitze. Aufgrund immer stärker werdender Windböen und schlechter Sicht verzichteten wir schweren Herzens auf das nahe liegende Gipfelerlebnis und stiegen ab zu unserem ersten Zwischenstopp, den Giglachseen. Gestärkt mit Bergsteiger*innenjause und den ersten Sonnenstrahlen des Tages machten wir uns nach erholsamer Pause auf zur Rotmandlspitze, dem mit 2453 Metern höchsten Übergang des heutigen Tages. Die Anstrengungen des steilen Aufstiegs wurden belohnt mit berauschendem Ausblick auf die uns umgebende Bergwelt der Schladminger Tauern, dem markanten Hochgolling (2862m) bis hin zu Dachstein, Bischofsmütze, Grimming und noch vielen weiteren namhaften Gebirgszügen. Über Geröll- und Schneefelder ging es schließlich mit Blick auf den Duisitzkarsee weiter in Richtung Rohrmooser Obertal. Nach Überquerung eines weiteren Hochplateaus und 600 Höhenmetern im Abstieg wurden wir gegen 17:00 Uhr von Erhard Fischbacher, dem Wirt der Keinprechtütte in Empfang genommen. Nach ausgiebiger Körperpflege (Dusche, Schweinsbraten, Bier,…) fand ein ausgefüllter Tag mit gemeinsamen Rückblick und Abendlob seinen besinnlichen Ausklang.

Tag 3: Ankommen
Nach einer eher kühlen und für einige zum Teil mit Schlafschwierigkeiten verbundenen Nacht im Winterlager der Keinprechthütte,  machten wir uns nach ausgleichendem Kaffeekonsum und kräftigendem Frühstück auf den Weg in Richtung Duisitzkarsee. Umgeben von steil abfallenden Bergwänden mit geschichtsträchtigen Namen wie der Zinkwand (erzählt von der ehemaligen Bergbaugeschichte), entlang eines munter vor sich hin glucksenden Baches waren die morgendlichen Startschwierigkeiten bald überwunden. Das Spiel der über den Grat hereinbrechenden Sonnenstrahlen im Wasser, der leichte Windhauch im Gesicht, die Farbenbracht von Arnika, Enzian und Alpenrose, der ätherische Duft von Thymian, Zirbelkiefer und Latsche, das Gezwitscher von Tannenhäher, Schwarzspecht und Bergfink, all das begleitete uns an diesem Morgen. Führte uns weg aus dem Alltag hin zu uns selbst und unseren Begleiter*innen, hinein in den Moment, ins hier und jetzt, den gemeinsamen Weg zum vor uns liegenden Duisitzkarsee.

Auf Empfang geschaltet:
Ich finde es ein sehr aussagekräftiges und lustiges Bild, wenn sich Menschen in den Bergen mit oft unglaublichen Verrenkungen auf die Suche nach Empfang für ihr hoch in Himmel gehaltenes Smartphone begeben. Spätestens an diesem Zeitpunkt erinnere auch ich mich an die Frage: Bin ich auf Empfang geschaltet?
Ich finde es manchmal sehr hilfreich unsere Welt, die Galaxie, das Universum,…. als riesiges Sammelsurium von Informationen zu betrachten. Alles birgt eine Information in sich, hat eine Geschichte zu erzählen. Manchmal braucht es technische Hilfsmittel um Informationen lesbar zu machen, besonders wenn sie sich in Form von elektromagnetischen Wellen durch die Luft bewegen. Manchmal braucht es aber einfach nur uns selbst, unsere Sinne, unsere Wahrnehmung unsere Aufmerksamkeit und unser Gespür, besonders dann, wenn es darum geht empfänglich zu sein für das, was uns in der Natur und unseren Mitmenschen begegnet.

Der Duisitzkarsee empfing uns bei traumhaftem Wetter. Für viele war dieses Ziel auch verbunden mit der Vorfreude auf den sagenumwobenen Heidelbeerschmarrn auf der Duisitzkarseehütte. Auf eine ausgiebige, erholsame Pause folgten 400 Höhenmeter im Anstieg auf den Murspitzsattel (2050m). Nach einer kurzen Erfrischung warfen wir einen letzten Blick hinunter ins Rohrmoosertal, verabschiedeten uns vom Duisitzkarsee und setzten unseren Weg fort zu unserem heutigen Tagesziel, der Ignaz Mattishütte im Giglachtal. Begleitet vom zauberhaften Panorama der Niederen Tauern genossen wir einen sonnigen, windstillen Bilderbuchbergnachmittag, der in einem mutigen Sprung ins belebende Nass des Giglachsees (10°C) seinen Höhepunkt fand.
Auf der Ignaz Mattis wurden wir herzlich von Kellner Hansi und Wirt Mathias Keinprecht in Empfang genommen. Mit Blick auf die Kalkspitzen, Giglachseen und Rotmandlspitze ließen wir bei gemütlichem Beisammensein auf der Sonnenterasse die Etappen der vorhergehenden Tage Revue passieren und genossen die friedliche Abendstimmung. Mit den letzten Sonnenstrahlen verabschiedeten auch wir uns in das innere der Hütte, wo der letzte gemeinsame Abend der Bergtage+ 2020 begleitet von Scherz und Heiterkeit seinen würdigen Ausklang fand.

Tag 4: Es gibt Momente in denen das Glück sehr nahe ist
Es war eine besondere Stimmung an diesem Morgen. Der talauswärtsströmende Bergwind und die ersten Sonnenstrahlen des Tages verzauberten die Oberfläche der Giglachseen in ein glitzerndes Meer aus Gold und Silber. Etwa 50 Höhenmeter oberhalb saßen wir auf der langgezogenen Hausbank vor der Ignaz Mattis Hütte und genossen das Schauspiel. Die ersten Gedanken ans Abschied nehmen kamen mir in den Sinn. Ein guter Moment, danke zu sagen. Nach und nach fanden sich alle auf der Sonnenterrasse ein und nach den letzten geknipsten Erinnerungsbildern verabschiedeten wir uns von der an Idylle und Herzlichkeit kaum zu übertreffenden Ignaz Mattishütte samt Belegschaft. Über Stock und Stein, entlang von Felswänden, hinunter über Geröllfelder, hinauf zu üppigen Preiselbeerfeldern schlängelte sich der Weg talauswärts, in Richtung Bergstation Hochwurzen. Ein Zitat des 2013 verstorbenen Innsbrucker Bergbischofs Reinhold Stecher begleitete mich dabei: „Viele Wege führen zu Gott, einer geht über die Berge“ – es könnte der Giglachhöhenweg sein =)

Nach gut einem Drittel der Wegstrecke erreichten wir mit dem Gipfel des Schiedecks (2339m) den höchsten Punkt der Etappe. Neugierige Schafe begleiteten uns entlang des Weges. „Woher wissen die Schafe eigentlich wohin sie gehen sollen, wenn sie so frei in den Bergen herumlaufen“, lautete eine Frage die in den vergangenen Tage immer wieder aufgetaucht war und die wir nun in leicht abgeänderter Form auch bei der abschließenden gemeinsamen Wortgottesfeier am Gipfel des Guschen noch einmal aufgriffen: „Woher wissen eigentlich wir Menschen wohin wir gehen sollen, wenn wir die ganze Zeit so frei herumlaufen?“
Weißt es du?

Es gibt vieles das sich nicht mit Sicherheit beantworten lässt, eines das sich jedoch mit Sicherheit ausdrücken lässt: Es gibt Momente, in denen das Glück ganz nah ist =)
In diesem Sinne möchten wir, Daniel und Wolfgang, uns noch einmal herzlich bedanken für die vielen beglückenden Momente entlang der Bergtage+ 2020 und wünschen noch erholsame Sommertage in der bevorstehenden Urlaubszeit.

jugendtankstelle

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Die Jugendtankstelle ist beruflich in der Jugendarbeit angesiedelt ;-). Es ist ihr ein besonderes Anliegen, den jungen Almbewohner*innen ein Mehr an Aktivitäten, Möglichkeiten, Perspektiven und Denkweisen auf und rund um die Mühlviertler Alm zu bieten.